Pink
13.03. – 03.08.2025
im städtischen Kulturzentrum Pasinger Fabrik

Programm & Konzept

Kurator und Text: Stefan-Maria Mittendorf

PINK (13.03. – 03.08.2025)

Die Welt ist „pink“. Im Supermarkt wird uns im Obstregal „Pink Lady“ als der verführerischste Apfel aller Zeiten angeboten. Berühmt ist der „Pink Panther“, eine Trickfilm-Figur der 1970er Jahre und es gibt eine Sängerin, die sich den Künstlernamen „Pink“ gegeben hat. Der „National Pink Day“ am 23. Juni gehört in den USA jedes Jahr zu den kuriosesten Feiertagen. In Kunst, Popkultur, Mode sowie Psychologie hat Pink diverse Bedeutungen. Mit dem Verkauf der ersten Barbiepuppe im Jahr 1959 in einer pinkfarbenen Verpackung wurde Pink endgültig zur „Mädchenfarbe“ und zum Klischee.



Was wissen wir aber von der Farbe „Pink“? „Pink“ kommt als Farbe fast nirgends in der Natur vor. Es handelt sich um eine künstliche Farbe. „Pink“ ist eine Mischung aus Rot mit etwas Blau und Weiß, also tendenziell ein helles rötliches Violett. Die Zuschreibung von „Pink“ als „weiblich“ und „Blau“ als „männlich“ fand im frühen 20. Jh. statt. In dem Film Barbie (2023) sind Barbie und Ken in der pinken und scheinbar perfekten Welt von Barbie-Land überglücklich. 


Mit ein wenig Cyan wird aus Pink Violett und so zum Zeichen für friedensbewegte, queere oder religiöse Menschen. Ohne Pink wird Violett schließlich zu Blau und man assoziiert – um den Farbkreis zu schließen – die „Jungenfarbe“. Das Farbadjektiv „pink“ ist ein junges Farbwort. Es gehört erst seit kurzer Zeit dem deutschen Wortschatz an. Das englische Farbwort „pink“ gleichbedeutend mit dem englischen Substantiv „pink“ ist das Wort für „Nelke“ und bezeichnet nicht nur Mischtöne aus Rot und Weiß, sondern auch helle Braun- bzw. Ockertöne. „Pink umfasst auch warme, mit Zinnoberrot angesetzte helle, blasse Töne und kalte, mit Karminrot vermischte kräftigere Farbtöne. Bei der Einführung von „pink“ in den deutschen Wortschatz hat sich eine Bedeutungsverengung vollzogen. Das deutsche „pink“ bezeichnet nicht das volle Spektrum der mit englisch „pink“ beschreibbaren Rosatöne, sondern lediglich ein kräftiges Rosa mit einem hohen Sättigungsgrad.

In der Kunstgeschichte hat die Farbe Rosa viele Bedeutungen. Vom Mittelalter bis zur Renaissance galt Rosa als blasses Rot. In prominenten Fresken der Renaissance ist das sogenannte „Frau Angelico Pink“ überliefert. Pink wurde auch in Porträts von Adligen und Regenten angewandt. Als Verwandte der Farbe Rot stand die Farbe bis zum Rokoko für Männlichkeit. So porträtierte der Künstler Jacob Bunel 1606 Heinrich IV. in einer pinkfarbenen Rüstung.
Die Farbe war Ausdruck der Stärke. 
In der Kirche hat Purpur als liturgische Farbe eine große Bedeutung. Purpur wird in der römisch-katholischen Kirche als Farbe der Gewänder und Paramente verwendet.

Mit der Französische Revolution änderten sich Bedeutung und Funktion der Farbe. Der Mann verzichtete auf farbige Kleidung und bevorzugte Schwarz. Damit wollte er sich von den Eskapaden des Adels abgrenzen. Frauen sollten sich stattdessen über ihr Äußeres definieren. So stand Rosa in Westeuropa für Weiblichkeit, Sinnlichkeit aber auch für die Verfügbarkeit gegenüber Männern. Im 19. Jh. drehten Frauen den Spieß um. Rosa wurde von nun an mit Empowerment in Verbindung gebracht. Die Farbe avancierte zum Ausdruck des selbstbewussten Kampfes und wurde symbolisch der Verfügbarkeit der Männer entzogen.

Für das queere Kunstduo „Eva & Adele“ ist Rosa Programm und Politik. Die beiden haben rasierte Köpfe und treten oft in rosa- bzw. pinkfarbener Kleidung auf, um so traditionelle Geschlechtergrenzen zu durchbrechen.

Die Gruppenausstellung „Pink“ untersucht anhand ausgewählter Werke internationaler KünstlerInnen die symbolische Funktion der Farbe „Pink“ in der zeitgenössischen Kunst sowie deren gesellschaftliche Vereinnahmung. 

Nicht minder für die Bedeutung von „Pink“ sind persönliche Vorlieben, kulturelle Prägung sowie Alteritätserfahrungen aufgrund des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder des Glaubens. So speist sich die Ausstellung aus Lebensentwürfen, subjektiver Welterfahrung, kulturellen Quellen sowie politischen Haltungen. Auch Vorstellungen über die Ausweitung des Bildrepertoires auf die Popkultur sowie das Alltägliche sind anzutreffen. Die gezeigten Werke setzen auf breite, diverse bis subversive Spektren. Sie sind vielschichtig und berührend oder ganz einfach „Pink“.

Teilnehmende KünstlerInnen

Eva & Adele

Jessica Backhaus

Adidal Abou Chamat

Alexander Deubl

Anke Doberauer

Dina Goldstein

Swantje Güntzel

Betram Hasenauer

Christof Kindlinger

Jan Kuck

Claudia-Maria Luenig

Navot Miller

Florian Nöthe

Olamide Ogunade

HC Ohl

Christian Poelzler

Tom Schulhauser

Brigitte Stenzel

Milen Till

Johannes Vetter

Koen Vermeule

Adrian Wald

Heidi Willberg

Stefan-Maria Mittendorf M.A.
Kunsthistoriker/Kurator für zeitgenössische Kunst

Begleitveranstaltungen

PINK Movies
Di, 25.03.2025, 19.30 Uhr
 - Kleine Bühne:

Die Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann.
Ein Film von André Schäfer, 2024


1905 fasst Thomas Mann erstmals Pläne zu einem Hochstapler-Roman rund um die Figur Felix Krull. Die Idee wuchs zu einem monomentalen Projekt an: Mann entwirft eine Trilogie, die er aber nie vollenden wird. Der erste Teil des „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ erscheint 1954, ein Jahr vor dem Tod des Autors. Thomas Mann hat in dieses Lebenswerk all das hineingepackt, was er unausgesprochen 50 Jahre mit sich herumgetragen hat. Der Umgang mit seiner Homosexualität etwa. Vorzugeben, ein anderer zu sein und daran bis zum Tode festzuhalten, das ist einerseits selbst Hochstapelei, andererseits Ausdruck einer inneren Zerrissenheit. Manns Alter Ego Felix Krull ist nicht einfach eine Fluchtphantasie, sondern der Wunsch, das eigene Leben unverstellt und unverborgen führen zu dürfen. In diesem Film verkleidet sich Sebastian Schneider als Felix Krull. Es schlüpft an vielen verschiedenen Orten in viele Rollen, geschminkt von schrill bis Pink und vielleicht so, wie Thomas Mann sich selbst in Wahrheit hat sehen wollen.


Im Anschluss führt Kurator Stefan-Maria Mittendorf ein Gespräch mit dem Regisseur André Schäfer

PINK Vermittlung: Führungen und Workshops

Sa, 10.05.2025, 14 – 16 Uhr

P.ART Galerie
Eine Exkursion/Reise durch die Farbe Pink oder „Who`s afraid of Pink, Yellow and Blue?”
Workshop mit Christof Kindlinger (Künstler) und Stefan-Maria Mittendorf M.A. (Kunsthistoriker)

Wie wird aus Pigment, Binder und Wasser das richtige Pink hergestellt? Die TeilnehmerInnen mischen ihr eigenes Pink und gestalten im Anschluss Werke im Sinne moderner Farbfeldmalerei oder konkreter Malerei. Unter farbpsychologischen Gesichtspunkten der Farbe Pink können Werke von Piet Mondrian, Barnett Newman, Bridget Riley, Mark Rothko u.a. neugestaltet werden.

Zu Beginn des Workshops führt Kunsthistoriker Stefan-Maria Mittendorf durch die Ausstellung „Pink“.

PINK Tanz



Do, 13.03.2025, 19 Uhr

P.ART Galerie

Vernissage

Tanzperformance PINK CHEWING GUM von und mit Rosalie Wanka


Fr, 06.06.2025, ab 19 Uhr

After Work Party

Tanzperformance PINK LADY von und mit Rosalie Wanka